Ist das im Prinzip nicht einfach ein Alien-Film? Ja. Birgt er dann zumindest bahnbrechende Innovationen? Nö, im Prinzip nicht. Und ergänzend zur ersten Frage: Gemessen am neuzeitlichen Ableger Prometheus ist Life für mich klar der bessere Alien-Film! Natürlich kann/muss/soll man nicht so pauschalisiert vergleichen, aber natürlich sind die Parallelen da, wobei es stilistisch mehr ein Remake bzw. eine 90%ige Reminiszenz bzw. eine äußerst ausgeprägte Hommage des ersten Alien-Teils von 1979 sein könnte.
Aber jetzt Schluss mit diesem gegeneinander Ausspielen! Ich empfinde Life als ganz hervorragenden SciFi-Thriller-Drama-Action-Film, und Action steht bewusst am Ende des Wortgebildes, weil diese sehr angenehm nicht pompös aufgedunsen wird. Es geschieht alles eher im kleinen Rahmen, was sich ja schon aufgrund der Örtlichkeit anbietet. Dennoch wird es natürlich auch mal unappetitlich, denn - das ist kein Spoiler: Es ist die Geschichte eines außerirdischen Wesens, das eine Menschenmannschaft dezimiert - und die auf sehr nette Art zu Ende geführt wird… Da die grundsätzliche Handlung damit ja schon bekannt ist, kommt es bei solchen Filmen schwerpunktmäßig auf die Inszenierung an. Ich fand sie super: Fast vollständig als Kammerspiel (6 Charaktere), das sich seine Zeit nimmt, die Szenen sehr stimmungsvoll gestaltet und angenehm geschnitten bzw. nicht geschnitten ist, denn auch wenn es hektisch hergeht, wird nicht hektisch mitgeschnitten, auch bzw. vor allem in einigen unappetitlichen Szenen, die dadurch stellenweise sehr 'eindringlich' (im wahrsten Sinn des Wortes!) wirken und nachwirken.
Eine Augenweide die mehrminütige Eröffnungsszene als Plansequenz. Aufgrund der Schwereloseffekte sicherlich doch irgendwo irgendwie zusammengestückelt, aber unmerklich. Das ständige Herumschweben ist sehr gut gemacht, und war effektetechnisch sicherlich nicht einfach, denn irgendwo müssen die Schnüre ja gehangen haben. Die All-Außenaufnahmen sind toll 'realistisch' fotografiert, ohne Kameraflüge oder ähnlichen Schnickschnack, sondern eher dokumentarisch, bis hin zu aus der Wirklichkeit gewohnten Aufnahmen mit fest an der Außenhaut montierter Kamera.
Das Setting an sich ist in der Gegenwart angesiedelt, was sehr gut funktioniert, da ich nie das Gefühl hatte, mich in einer SciFi-Zukunft zu befinden, sondern eine bodenständige, zeitgenössische Geschichte zu erleben.
Hervorzuheben ist das Sounddesign, gerade in Bezug auf die Umgebungsgeräusche der Raumstation an sich, vor allem wenn z.B. Düsen gezündet werden und die ganze Station vibriert und rüttelt – 1A Bild-Ton-Kombi!
Der Score ist eigentlich klassisches Thriller-Horror-Orchester, in dem auch die typischen kreischenden Geigen vorkommen, aber angenehmerweise nicht einfach künstlich laut und knallig, wie ich das leider oft in Action-Krachern empfinde. Die Musik dort ist meist nicht schlecht und reißt auch mit, aber es stellt sich beim immerfortdauernden Ballern sehr schnell eine Ermüdungserscheinung ein, weil es ständig in derselben Stilsuppe köchelt, und das auch filmübergreifend. Im Life-Score habe ich das nicht so empfunden, obwohl er durchaus epische, große, laute Sequenzen hat, aber dennoch irgendwie 'hochwertiger' wirkt. Ich weiß nicht genau welche Zutat das ausmacht, aber der ist für mich tatsächlich ein Kaufkandidat! Erinnert hat er mich manchmal an den Stil des Sicario-Scores, den ich ebenfalls äußerst innovativ und gelungen fand. Zum Beispiel wird so was wie das sehr beeindruckende, mehrfach absinkende 'mhhuuuoooo'-Dröhnen (enthalten z.B. im Stück ‚The Beast‘) eingesetzt, und kommt super!
Insgesamt fühlte ich mich auf höchstem Niveau deliziös unterhalten. Ich habe mitgefiebert, mich geekelt, bin zusammengezuckt – ich bin begeistert!
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.