Meine heutige persönliche Filmkritik:

Star Wars: Episode V –
Das Imperium schlägt zurück
(1980)

Unbestritten fester Bestandteil der phänomenalsten Science-Fiction-Reihe aller Zeiten, in der Hitliste für mich persönlich auch gleichwertig mit Episode IV, wenn nicht sogar eine der äußerst seltenen Fortsetzungen, die besser ist als das Original. Auch Episode V gefällt mit einem launigen Ensemble, natürlich höchstwertigen Visual Effects (die absolut würdevoll gealtert sind, bis auf einige Stop-Motion-Tiere), und einer angenehm kurzweiligen Erzählweise und Inszenierung. Punktabzug gibt es von mir für die Wischblenden bei den Szenenübergängen, über die ich wohl bis in alle Zeit nur den Kopf schütteln kann… 

 

Das Set Design zusammen mit einer manchmal sehr bunten, aber nicht unangenehmen Lichtsetzung ist sehr schön gelungen und führt einwandfrei den in Episode IV eingeführten Stil weiter, ohne jedoch uninteressant, weil bekannt zu wirken. Herauszuheben die wunderschöne Gestaltung des Carbonit-Raums, in dem Han eingefroren wird und Teile des Endkampfes stattfinden, die Raumaufteilung und Innenausstattung der Sternenzerstörer, oder auch Vaders Erholungskugel. Nüchtern, geradezu spartanisch und überwiegend unangenehm kühl, aber doch hochwertig glänzend und schön anzusehen. Die Wolkenstadt ist nett, von außen wie von innen, inklusive dem legendären runden Abgrund natürlich, in dem Luke seine Hand verliert und dieser eine Satz fällt…

 

Neben diesen Bauwerken sind auch die 'natürlichen' Umgebungen wie Yodas Heimat gut umgesetzt und haben keine Studio-Anmutung. Na gut, inzwischen vielleicht ganz leicht. Der Oscar für mich aber absolut nachvollziehbar.

 

Gestalterisch ganz klar gelungen sind ebenfalls die Kostüme.

 

Geschichtlich passiert nicht sehr viel Tiefsinniges, aber nicht umsonst spricht man bei Star Wars ja auch von einer Weltraum-Oper oder zieht auch Vergleiche zu Märchen. Es gibt viel gut und viel böse, große Emotionen, Hinterlist und Drama, und das zum Teil in einer theatralischen Ausarbeitung, die man sonst eher Schinken wie Ben Hur zuordnen würde.

 

Die optische Inszenierung ist gewohnt bombastisch, aber unabhängig davon empfinde ich das Drehbuch erstaunlich gut durchdacht, und Abläufe und Dialoge sind mit sehr vielen Details ausgearbeitet und spannend zu verfolgen. Es ist keineswegs so, dass man einen besonderen Tiefgang vermisst. Es ist ja auch egal, in welche Schublade man packt: auch eine einfach gestrickte Handlung kann fesseln, wenn sie ordentlich inszeniert ist und gute Ideen und Wendungen beinhaltet. Und das alles bietet der Film, samt einem mehr oder weniger offenen Ende, das fast schon überraschend kommt und das ich gut gelungen finde. Interessant dabei ist, dass die Handlung eigentlich auch voller platter Klischees und v.a. massenweise hanebüchener Sprüche ist (v.a. Han vs. Leia, aber unter Ausschluss von C-3POs Plapperei – die kommt sehr amüsant und sympathisch rüber), und man eben trotzdem ein angenehmes Erlebnis hat. Eventuell funktioniert es heute wegen einem Nostalgiebonus, denn z.B. in Episode II waren solche Sprüche überwiegend komplett daneben und peinlich. Was dafür spricht, dass das damalige Coole direkt übertragen heute irgendwie eigenartig wirkt. Aber als gute Beispiele bieten vor allem die Dialoge mit Yoda oft sehr schöne Momente, meist in philosophisch-übernatürlichem Kontext (die Macht); und die Dialoge unter den imperialen Soldaten in ständiger Angst vor Lord Vader machen auch Spaß.

 

Ich bin mir bewusst, dass die Argumentation ansatzweise in entgegengesetzte Richtungen tendiert – umfassend fällt es mir schwer, meine Empfindung in dieser Thematik klar zu definieren und in Worte zu fassen. Vielleicht verhält es sich auch einfach so, wie ich es z.B. bei der art- und personalverwandten Indiana Jones-Filmreihe schon beschrieben habe: Den Filmen haftet irgendwie ein amüsanter Zauber inne, der sich nicht konkret greifen lässt bzw. auf ein einzelnes Attribut festlegen. Naja, Schluss damit!

 

Bemerkenswert finde ich, dass die 'Action'-Sequenzen verhältnismäßig lang sind. So geht es nach einer kurzen Einführung auf dem Eisplaneten gleich ordentlich zur Sache, was fast eine dreiviertel Stunde andauert, bis es bei Yoda etwas ruhiger wird. Ich habe 'Action' in Anführungsstriche gesetzt, weil die Sequenzen nicht Dauerfeuer bedeuten, sondern durchaus kurze ruhigere Zwischensequenzen beinhalten. Aber im großen Ganzen nimmt man diese Wechsel eher als eine lange, rasante Fahrt wahr. Im Prinzip ist der ganze Film so: Selbst in den ruhigen Momenten empfindet man nicht wirklich Längen oder sehnt sich danach, dass es wieder rund geht (was nicht zwingend Action bedeuten muss). Und im Prinzip ist das ja der Grundanspruch, den jeder Film an sich selbst stellen sollte, aber gleichzeitig auch die fundamentale Schwierigkeit des Filmemachens. Hier gelingt es: Der Film geht über zwei Stunden, und vergeht doch wie im Flug.

 

Extrem hilfreich und prägend ist hierbei die Musik: Sie ist selbst in leisen Momenten sehr prägnant, und prägnant auch von ihrer Laufzeit im Verhältnis zur Filmlänge betrachtet. Denn man hat irgendwann das Gefühl, dass fast ständig Musik läuft. Und dass das nicht nervt, zeugt von der Klasse der Komposition. Toll eingesetzt ist auch der einzige Einsatz von Nicht-Musik: Zu Beginn des Endkampfes zwischen Luke und Vader schweigt das Orchester zum ersten Mal, und durch die Konditionierung des Zuschauers lenkt die Abwesenheit von Musik das Augenmerkt in gleicher Weise auf die besondere Präsenz bzw. Bedeutung der Szene, wie es zuvor der Einsatz von Musik getan hat (klar auch z.B. bei Der weiße Hai erkennbar). Star Wars ist für mich eines DER Paradebeispiele, dass Musik die halbe Miete (oder mehr) ist. Ich bin überzeugt, John Williams‘ grandioser Score bringt letztendlich die emotionale Wucht in laute und leise Szenen, und kaschiert damit sicherlich auch die eine oder andere Schwäche. Erwähnenswert selbstverständlich das Debut des Imperial March – aus dem Bereich der Filmmusik sicherlich eines der bekanntesten und beliebtesten Lieder aller Zeiten. Interessant finde ich die Entscheidung, die identische Intro-Musik wieder zu verwenden (auch bei allen anderen Teilen). Bei Filmreihen wird ja eher nur das Thema wiederverwendet, aber die separaten Filme bekommen dennoch eigene Scores mit eigenem, abweichenden Stil. Hier herrscht innerhalb der beiden Trilogien (ja, ich sehe sie strikt getrennt!) ein einziger Grundtenor, der so streng verfolgt wird, dass man Stücke aus allen Teilen beliebig mischen könnte. Zum Glück entschied sich George Lucas damals für einen orchestralen Score (was in den 70ern ja etwas ins Hintertreffen geraten war), denn einen zeitgenössischen Score hätte man sicherlich nicht so 1:1 über mehr als 30 Jahre beibehalten können.

 

Das Puppenspiel für Yoda ist legendär, und auch nach x-maligem Angucken sehe ich keine Puppe, sondern ein interessantes, beeindruckendes, weises und liebenswertes Lebewesen mit einem echten Charakter. Ich wollte fast noch niedlich hinzufügen, aber das wäre für einen Jedi-Meister seiner Klasse mit 800 Jahren Ausbildungserfahrung wohl unpassend. George Lucas soll sich sogar dafür eingesetzt haben, dass der Puppenspieler für einen Oscar für die beste Nebenrolle nominiert werden kann, aber die Academy hat einen Puppenspieler nicht gelten lassen.

 

Die Kameraarbeit, die schnörkelloses Handwerk abliefert, empfinde ich in diesem Teil ausgefeilter als im ersten Teil, v.a. durch schön eingesetzte dezent bewegte Kamera, wie z.B. die Fahrt auf Leias Gesicht, wenn auf dem Eisplanet die Tore geschlossen werden müssen. Keine spektakulären Aktionen, aber Stilmittel, die das unterschwellige Niveau im Vergleich zum ersten Teil anheben. Die Special Edition mit stellenweise ergänzten Effekten halte ich nach wie vor für unnötig. Eine reine technische Aufbereitung und Politur hätte ich klar bevorzugt. Denn nun hat man 'modernere' Stellen, die die Gefahr bergen, die Nostalgie-Empfindung tendenziell zu stören. Wobei es in diesem Teil zumindest noch angenehm dezenter eingesetzt ist als in den anderen Teilen – ich denke hier mit blankem Grausen an das digitale Gesangsduo in Episode VI.

 

Mein knappes Fazit: Ein absoluter Klassiker des Genres – was sonst!

Sascha Loffl - Filmemacher

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