Oh mein Gott, wie konnte ich diesen Film bisher noch nicht gesehen haben? Wer Die nackte Kanone mag, wird diesen Film lieben! Für mich war der verrückte Flug sogar nochmal um Längen besser. In welcher Frequenz hier die Gags hereinprasseln sucht seinesgleichen. Dabei bewegt sich alles in gewohnter Zucker/Abrahams-Manier, wie eben auch in der nackten Kanone. Und ja – Leslie Nielsen war damals in einer größeren Nebenrolle auch schon dabei.
Was diese Produktionen meiner Ansicht nach auszeichnen, ist die Tatsache, dass sie die Gags sehr gekonnt auf allen Ebenen und Metaebenen des Mediums 'Film' platzieren und kombinieren, und dabei ein äußerst breites Spektrum an Humor-Arten bieten. Da gibt es klassischen Wortwitz (herausragend das chaotische Gespräch zwischen den drei Piloten, deren Nachnamen ähnlich klingen wie Flugkommandos), inhaltliche/handlungsbezogene Pointen, Slapstick-Einlagen bis hin zu filmstilistischen Gags, die beispielsweise das Genre oder die Filmlogik an sich persiflieren. Das äußert sich zum Beispiel im unangenehm kreischendem Chor bei der romantischen Kuss-Szene, oder auch eine bewusst ersichtliche Autofahrt vor Blue Screen, in die plötzlich berittene Verfolger aus einem Western eingespielt werden. Dabei sind diese Effekte zum Teil durchaus sehr dezent eingesetzt, sodass sie leicht übersehen werden können; aber dadurch um so besser wirken, wenn man sie erstmal wahrgenommen hat. So stützt sich der gestresste Chef der Flugzentrale in einem Szenenende mit zerknautschen Gesichtsausdruck schwerfällig auf dem Schreibtisch ab, und im Hintergrund zwischen den aufgehängten Fotos hängt ein Portrait von ihm, das ihn exakt in dieser Situation zeigt. Interessanterweise funktionieren auch viele Pointen, die völlig vorhersehbar herbeigeführt werden, wie als die Stewardess den Autopiloten 'aufbläst'. Natürlich kommt jemand durch die Tür und ist vom Anblick peinlich irritiert. Vielleicht liegt es aber auch am bereits 'historischen' Charm des Films.
Was ich besonders mag, sind die völlig absurden Stellen, die einfach nur so eingestreut sind, ohne dass sie jegliche Relevanz hätten. Solche Sachen können leicht fehl am Platz und aufgesetzt wirken. Hier funktionieren sie durchweg – sofern man solchem Humor zugeneigt ist. Ein schönes Beispiel ist kurz vor der Landung: 'Wir brauchen auf der Landebahn so viel Beleuchtung wie möglich!' Also sieht man einen Kipplaster, der eine volle Ladung Gerümpel wie Deckenlampen, Stehlampen, Lampenschirme, usw. klirrend und krachend auskippt. Oder auch die Szene mit den zwei rund 8-jährigen Kindern, die im Flugzeug vornehme reiche Leute 'spielen', und auch entsprechend geschniegelt und wie Erwachsene gekleidet sind: Er bietet ihr Kaffee an, sie bietet ihm einen Platz an, die Dialoge verlaufen auf übertrieben aufgesetztem vornehmen Niveau, und die rund einminütige Szene – auf die nie wieder Bezug genommen wird – endet mit: 'Etwas Sahne?‘ 'Nein danke, ich nehme meinen Kaffee schwarz – genau wie meine Männer.' Eine echte WTF??!-Szene.
Die insgesamte Genre- und Humor-Niveau-übergreifende Mischung empfinde ich wirklich gut gelungen und ist so gesehen auch außergewöhnlich. Heute vielleicht nicht mehr nach Dutzenden Scary Movie-ähnlichen Produktionen, aber wohl aus 80er Sicht. Das hält den Verlauf besonders interessant, denn man ist ja nicht nur neugierig, WELCHER Gag (Pointe) als nächstes folgt, sondern auch WAS für ein Gag (stilistisch), und auch auf welcher EBENE (Dialog/Aktion/Filmebene/…). Was ich meine ist, dass ich mir zum Beispiel in einem Loriot-Film ziemlich sicher sein kann, dass mich nicht plötzlich Fäkalhumor mit Furzen und Rülpsen erwartet. Und wer sich Tom Gerhardts Ballermann 6 ansieht, wäre von feinsinnigen Wortverdrehern wohl auch eher überrascht.
Insgesamt habe ich mich prächtig amüsiert und kann eine klare Empfehlung für diesen Klassiker aussprechen. Meine Lieblingsstelle: In der Flugzentrale der Aufschrei: 'Sie fliegen nach Instrumenten!' Es folgt ein wenige Sekunden kurzer Zwischenschnitt ins Cockpit, wie die Piloten mit Klarinette, Saxophon, Trompete und Bass versunken ein schmissiges Jazz-Stück zum Besten geben. Szenenwechsel – kein weiterer Bezug! Mein Lieblingszitat: ‚(…) schäferhundgroße Kakerlaken (…)‘.
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