Meine heutige persönliche Filmkritik:

Resident Evil: Afterlife
(2010)

Kacke! 


Na gut, etwas mehr will ich doch ins Detail gehen. Mir war schon klar, dass mich Chicks with Guns inmitten von Zombie-Krawall erwartet, und das kann ja durchaus ganz lecker sein, wenn es ansprechen serviert wird. Genau hier liegt auch das Problem: Oft ist das ja das Einzige, das solche Filme zu bieten haben: Die Inszenierung. Die Helden sind tough, die Bösen böse, und Bild & Ton fliegen einem wunderbar um die Ohren - nicht! Dieser Film fällt für mich persönlich in die Kategorie 'eigentlich könnte ich an allem rumnörgeln': Nimmt sich viel zu ernst, und wirkt dadurch unfreiwillig komisch. Dialogdrehbuch ist flach, und die coolen Sprüche daher eher platt. Action ist für meinen Geschmack oft völlig übertrieben, und wirkt dadurch aufgesetzt und unfreiwillig komisch (s.o.). Hauptgegner ist lächerlich. Synchronisation ist nicht so dolle, vor allem Alice wirkt völlig unmotiviert. Insgesamt missfiel mir die Dramaturgie der (Action-)Inszenierung nahezu 100%ig: Auf mich wirkte es wie das misslungene amateurhafte Verlangen 'das muss ganz groß!' Schon musikalisch schien es nur einen Schalter für 'aus' und 'LAUT' zu geben, und so wirkte es dann auch im Gesamten: Die Actionsequenzen krachten herein und heraus ohne erkennbaren Spannungsbogen, aber dafür mit Z-e-i-t-l-u-u-u-u-p-e. Genauso wie sich das jetzt beim Lesen gezogen hat, zieht es sich auch im Film: Es ist einfach zu viel, zu oft, zu langsam, und zu oft an unpassenden Stellen. Zeitlupe kann je nach Filmgenre ein äußerst geeignetes Stilmittel sein, aber es kann durch übermäßigen oder/und unvorteilhaften Einsatz auch die Dynamik aus einer Szene bremsen. So wie hier. Paradebeispiel: Der Kampf im Duschraum.

 

Insgesamt war es für mich persönlich also definitiv kein freudiges Filmerlebnis, was ich insofern schade finde, da ich Storys mit toughen (Kampf-)mädels ja durchaus zugeneigt bin. Das bezieht sich nicht nur auf den physischen Aspekt wie bei den klassischen Vertreterinnen Lara Croft, Leeloo, die Terminatrix, Sidney Bristow oder eben auch Alice, die noch einen flotten Spruch auf den Lippen haben, wenn sie im vorzugsweise hautengen und/oder durchnässten Outfit auf die Fresse hauen; sondern grundsätzlich auf starke Typen – z.B. Carrie in Homeland (die ihre Stärke ja oft auch mit großer Zerbrechlichkeit teilt, und dadurch der Charakter noch interessanter und intensiver wird), Sophie Marceau und Kolleginnen in Female Agents - Geheimkommando Phoenix oder als kompletter Kontrast die kleene Mattie Ross in True Grit. Das sind beeindruckende Persönlichkeiten, die jedoch filmisch durch ein gelungenes Drehbuch modelliert werden müssen, was es in Afterlife nun mal nicht gibt… (Auf meiner zugehörigen Liste steht ganz oben auch noch Luc Besson’s schwarz/weiß-Märchen Angel-A!)

 

Die Effekte empfand ich technisch in Ordnung bis einwandfrei, und das Set-Design war eigentlich auch gelungen, ohne jedoch außergewöhnlich zu sein oder gar neue Ideen zu bieten. Und gerade fällt mir ein Moment ein, den ich uneingeschränkt witzig fand! Am Schluss wenn der böse Bube mit dem Flieger abhaut und Alice entsetzt 'Schnell kommt mit!' schreit, und jeder denkt, sie wollen die Verfolgung aufnehmen. Aber sie wollen nur an Deck um gute Sicht auf die vorbereitete Explosion zu haben. Eigentlich auch flach, aber hier hat es mir gefallen. Oder aber ich war schon so niedergeschlagen, dass mir die Flachheit nicht mehr so aufgefallen ist.

Sascha Loffl - Filmemacher

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